Das Vereinsarchiv… … gibt es nicht. In unserem Fall
waren das zunächst meines (vor allem Wiener Strassenbahn) und das vom
Lokalhistoriker Hellmuth R. Figlhuber (lokalhistorische Bahnbetriebe).
Viel später kam noch ein weiterer Vereinskollege hinzu, der heute über
ein sehr bedeutendes Archiv verfügt. Ich habe ihn eingeladen, auch sein
Archiv hier vorzustellen, aber er ist noch ein wenig zurückhaltend.
Am Anfang war das Tramwaybildchen
Bilder oben:
Nun beginnt das „richtige“ Sammeln Parallel dazu
wurden auf den Schrottplätzen hinter der Zentralwerkstätte, sowie etwas
später auch bei den Firmen Metall-Ritter und Eltschka mit dem Sammeln
von „Teilen“ (Kurbeln, Wagenfenstern und –türen, etc.) begonnen, deren
Aufbewahrung im gemeinsamen Haus und im Garten den Angehörigen immer
viel Freude bereitet hat. Dieses Sammeln nahm ab 1987 stark zu, weil ich
ab da Ersatzteile für meine beiden frisch erworbenen Straßenbahnwagen
benötigte. Für die
geplante Sanierung ebendieser Waggons waren auch Zeichnungen nötig, die
dank guter Kontakte in die Zentralwerkstätte Simmering ebenfalls
beschafft werden konnten. So entstand nach und nach ein Netzwerk und das
Archiv wuchs und wuchs, nicht zuletzt auch durch Übernahme von
Nachlässen und Fremdarchiven.
Jetzt steigen die Anforderungen Mit der Gründung
des Vereins Mödlinger Stadtverkehrsmuseum im Jahre 1988 wurden die
Anforderungen ungleich größer. Denn nun war die Sammel-Thematik
erheblich auszudehnen. Hier war das Archiv von Professor H. R. Figlhuber
zunächst eine große Hilfe. Doch der hatte den Großteil seines Materials
schon in einschlägigen Büchern verarbeitet. Und wir wollten im späteren
Museum natürlich Neues herzeigen. Damit begann
es dann, ernstlich ins – private! -
Geld
zu gehen. Denn nun waren Antiquariate und diverse Tauschtage zu
besuchen, Portale wie zvab.com oder eurobuch.com anzuklicken und
einschlägig auszuräubern, sowie bei Auktionen mitzubieten. Also: kaufen, was
man zum Thema kriegt, war die Devise. Und da konnte (kann auch heute
noch!) EINE Top-Ansichtskarte schon mal 80 Euro kosten und EIN
Albuminfoto 150 Euro. ![]() Bild
oben:
Resultate derartiger finanzieller Blutopern finden
Sie zum Beispiel in den beiden Büchern über die Hinterbrühler
Elektrische („Elektrisch
in die Hinterbrühl“ Band 1 und 2,
insgesamt 344 Seiten). Sieben dicke Ordner habe ich über diese Bahn
angelegt, die von 1883 bis 1932 in Betrieb war. Aus diesen wurden dann
die Ausstellungen und die Bücher gespeist. Ähnliche Ordnerkonvolute gibt
es unter anderem auch über die Dampftramway, sowie die Straßenbahnlinie
360. ![]() Bild
oben:
Für die
geplante Sanierung ebendieser Waggons waren auch Zeichnungen nötig, die
dank guter Kontakte in die Zentralwerkstätte Simmering ebenfalls
beschafft werden konnten. So entstand nach und nach ein Netzwerk und das
Archiv wuchs und wuchs, nicht zuletzt auch durch
Übernahme
von Nachlässen und Fremdarchiven.
Ein weiterer
Forschungsbereich ist die Urgeschichte der elektrischen Bahnen Europas
zu Werner von Siemens Lebzeiten. Hier konnte ich aus der ganzen Welt
(z.B. über abebooks.com) eine große Menge an Fachliteratur beschaffen,
zum weitaus überwiegenden Teil in englischer Sprache. Eine Publikation
zu diesem Thema nehme ich mir für die Pension vor. ![]()
Über die Jahrzehnte
ist mein Archiv also zu einer beträchtlichen Größe angewachsen. Und so wird derzeit
für die BesucherInnen des Museums für die neue Schau, die ab 2023 laufen
wird, schon wieder Vieles an zuvor noch nie veröffentlichtem Material
vorbereitet! Wenn sie also
auf den Geschmack gekommen sein sollten: schaffen sie sich ein eigenes
Archiv, egal, welches Thema sie wählen. Es
macht Freude!
Anhang:
Zur Warnung an all Jene, die sich ein Archiv aufbauen wollen!
Wie man ein Archiv, bzw. eine Sammlung
misshandeln kann
Raumnot
Unordnung ist ebenfalls unter
die Archivgifte einzuordnen. Man stopft Neuzugänge einfach irgendwo
hinein und hat dann am Ende eine Sauerei beieinander, in der kaum noch
etwas zu finden ist.
Feuchtigkeit ist der Tod jedes
Archives, das auch nur irgendwie mit Papier, Negativen, Glasplatten,
etc. zu tun hat. Daher sollte man derartige Materialien NIEMALS in
Kellern verwahren, deren absolute Trockenheit nicht garantiert werden
kann. Aneinander klebende Bilder und Schimmel sind häufige Folgen
derartiger „Verwahrungen“.
Verfassen von Publikationen und
Gestalten von Ausstellungen Solcherlei Arbeiten
sind auch für den ordentlichen Archivar eine enorme Herausforderung.
Denn es lässt sich dabei nicht vermeiden, aus –zig Ordnern einzelne
Bilder zu entnehmen, bzw. aus ebenso –zig historischen Büchern
herauszukopieren. Zwischenzeitliches Opfer ist die Ordnung. Jedenfalls
muss der Archivar nach derartigen Ereignissen immer eine Erholungsphase
für das Archiv einplanen.
Umzug Mit diesem Problem
kämpfe ich in diesen Tagen. Aus organisatorischen Gründen muß ein
Großteil des Archives inklusive diverser Regale in den 1. Stock
übersiedeln. Zwischenzeitlich schauen die alten und die neuen
Räumlichkeiten aus, als hätten Bomben eingeschlagen. Dass ich zu alldem
noch mitten in der kritischen Umzugsphase einen gewaltigen Nachlass
erworben habe, trägt auch nicht gerade zur raschen Normalisierung der
Verhältnisse bei. Derartige neue Großkonvolute sind schon für ein an
sich ordentliches, nicht vom Umzug malträtiertes, Archiv eine große
Herausforderung.
Bild oben: Ein kleiner Teil des Archivmaterials ist zur Umsiedlung vorbereitet
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