Fahrzeuge der
Wiener Straßenbahn
I.
Vorbemerkung
Hier
wird es autobiographisch. Ich erzähle die Geschichte des Erwerbs der
Fahrzeuge vor dreißig, etwas mehr und etwas weniger Jahren aus meiner
Sicht.
II.
Am Anfang stehen die Gedanken
Wie es in den meisten Fall aussah und
ausging…
Manch ein
Straßenbahnfreund (-innen kenne ich keine!) hat schon mal den Wunsch
gehabt, zumindestens eines der geliebten Fahrzeuge für sich zu erwerben.
Dabei steht zumeist der RETTUNGS-Gedanke im Vordergrund, denn es geht in
so gut wie allen Fällen um vor der Ausscheidung und damit der
Verschrottung stehende Wagen.
Tritt solch ein Fan
derartigen Gedanken auch nur irgendwie konkret näher, stehen mehrere
Probleme schlagartig wie eine Wand vor dem armen „Denker“:
+
Die
KOSTEN des ERWERBES: sind
kein wirkliches Problem verglichen mit den anderen
+ Die
UNTERBRINGUNG für die Zukunft:
unser fiktiver Naivling stellt sich vor, man könnte mit
den Wiener Verkehrsbetrieben irgendein ihm vernünftig
erscheinendes Arrangement finden, der beräderte Liebling also
auf dem Wiener Netz verbleiben.
Jetzt wird es
wirklich ernst: mag es da in Urzeiten (60er-Jahre) vielleicht
noch Minichancen gegeben haben, und auch da schon kaum bis gar
nicht, so war allerspätestens ab den 80er-Jahren daran nicht
einmal mehr zu denken. Von der Spitze der WVB abwärts bis zum
damaligen Museumsleiter wurde alles unternommen, um derartige
Ambitionen Privater schon im Keim zu ersticken.
Und
sie WURDEN im Keim erstickt. In den frühen 90ern von einem
Mitglied unseres Vereins zwischenzeitlich in Remisen
abgestellte privat von ihm erworbene
illegale Waggons, im Fachjargon „U-Boote“ genannt, wurden nach
kurzer Zeit von WVB-Zerstörern aufgespürt und mit Wasserbomben
belegt, wie es im Marinejargon heißen würde.
Soll heißen: nach und nach mussten sie alle vom Netz gebracht
werden. |
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|
+
Damit ist klar: das fiktiv erworbene Fahrzeug müsste
ABTRANSPORTIERT werden.
Verursacht so
ein
Transport schon mal enorme Kosten, so ist das doch noch das
weit
geringere Problem.
+
Die
dauerhaft gesicherte
UNTERBRINGUNG unter Dach weitab des WVB-Netzes,
geschützt vor
Witterung und Vandalismus. Und das ist jetzt der definitive
Niederschlag, der
unseren fiktiven Enthusiasten endgültig ausknockt.
So, das war’s dann mit den
allermeisten derartigen Ambitionen.
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III.
Die Geschichte des Erwerbes der Fahrzeugsammlung
III.1. Die
zeitliche Abfolge des Sammlungsbeginns
1983:
Ein erster erfolgloser Versuch
Um diese Zeit
war ich noch Student mit einem Taschengeld von
umgerechnet 109 Euro/Monat. Damals wurde ein MH
(ex Fahrzeugtype M) nach dem anderen auf das Schrottgleis hinter der
Zentralwerkstätte Simmering geschoben. Mein damaliger Liebling stand auf
dem Freigelände im Bahnhof Favoriten und war dementsprechend schon
witterungsgeschädigt. Ich wollte jedenfalls diesen 6321 (Ex M 4094)
unbedingt vor der Verschrottung bewahren. Aber keine Chance: selbst eine
Intervention von sehr, sehr hoher Stelle, die ich organisieren konnte,
brachte keinerlei Erfolg. Erwerb ja, aber dann umgehend weg vom Netz und
aus! Und so gibt es den armen MH 6321 heute leider nicht mehr!
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Bild oben: Bahnhof Favoriten, 21. Oktober 1980.
Der leider nicht gerettete MH 6321.
Fahrzeuge, die auf den Bahnhofsarealen Favoriten und Simmering im Freien
abgestellt waren, zeigten,
wie im Text schon gesagt, sehr schnell erhebliche Witterungsschäden.
Foto: Michael Heussler
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1986:
Noch kein Erfolg, aber es gibt
schon Licht am Ende des Tunnels
Im Sommer des
Jahres gab es einen bebilderten Artikel in der Zeitung „Schienenverkehr
aktuell“, der die noch in Wien abgestellten Wagen eines nicht mehr
in Erscheinung tretenden ehemals „legalen“ Straßenbahnfreundevereines
zum Inhalt hatte. Der Autor wies darauf hin, dass diese Fahrzeuge akut
von der Zwangsverschrottung bedroht seien. Einer der Wagen war der
K-Triebwagen 2426 (siehe auch: „Der Verein“). Also habe ich mich ans
Telefon geklemmt und den damaligen Leiter des Wiener Straßenbahnmuseums
angerufen. Antwort: Man kenne diese Wagen und die WVB würden schon
entsprechend handeln. An Privaten, die sich da einmischen, bestünde
keinerlei Bedarf. Also wieder nichts. Aber von nun an begann mich der
Gedanke der Fahrzeugrettung nicht mehr loszulassen.
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Von 1987 an:
Nun geht es ans HANDELN
Über
Verbindungen erfuhr ich, dass der letzte alte Schienenschleifwagen 6051
auf den Schrottplatz der damaligen Verwertungsfirma Eltschka am
Franzosengraben gebracht werden würde. Nachdem abgeklärt worden war,
dass das Fahrzeug einige Zeit dort stehen bleiben dürfe, habe ich diesen
Wagen dem Schrotthändler teuer abgekauft. Nachdem ich den Besitzer des K
2426 ausfindig gemacht hatte, kaufte ich auch diesen noch am WVB-Netz
befindlichen Wagen unter Aufnahme eines Kredites bei der längst dahin
geschiedenen Zentralsparkassa („Z“). Der arme 2426 hatte aber KEINE
Erlaubnis, am Netz zu verbleiben, was mir kurze Zeit später ein Brief
der durch die Meldung des Verkaufes aufgescheuchten WVB-Chefetage
deutlich klar gemacht hat – „…müssen
wir auf der Entfernung des Fahrzeuges binnen sechs Wochen bestehen…“.
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Durch den Kontakt mit Mödling konnten die
Unterbringungsprobleme – bedingt – gelöst werden. Der 2426 und
später noch ein zweiter K durfte zwar in die damals noch
fremdgenutzte spätere Museumshalle hineingepresst werden, aber
einige der mittlerweile von Freunden und mir erworbenen
zusätzlichen Fahrzeuge durften zunächst nur auf ein Freigelände
in Guntramsdorf, was binnen kurzem erhebliche Vandalismusschäden
mit sich brachte. Durch Vermittlung von Prof. Heinz Fink konnte
der mittlerweile auch erworbene L1
2625 in der Maschinenhalle der MA49 in Groß Enzersdorf bei Wien
zwischengelagert werden.
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Bild oben: So sah der 2426 bei der
Übernahme aus
Foto : Horst Christian |
Die „geretteten“ Waggons auf dem Areal der späteren Müllumladestation
Mödling. Bei genauerer Betrachtung sieht man, dass die Vandalen ihr Werk
schon begonnen haben.
Foto: Leitzmüller |
Von nun an wurden – vor allem von einem fanatischen
Vereinskollegen! – etliche von der Verschrottung bedrohte Fahrzeuge
beschafft.
III.2. Von wem konnten Ende der 80er-Jahre noch interessante
Altfahrzeuge bezogen werden?
+
von den Wiener Verkehrsbetrieben direkt, aber leider nur mehr
Arbeitswagen
+ vom Schrotthändler Eltschka am Franzosengraben
+ von aktiven Vereinen oder von einzelnen Mitgliedern nicht mehr
aktiver Vereine
+ von den Besitzern der
Altwagen, die auf Spielplätzen Spitalsarealen etc. aufgestellt waren
K 2307 (falsch nummeriert als 2402) in Litschau:
links bald nach der Lieferung (Foto: Gerhard Winkler)
und rechts vor der Übernahme durch uns etwa 14 Jahre später.
So gut wie
alle der in Rede stehenden Wagen waren zum Zeitpunkt ihres Erwerbes akut
bedroht. Sei es durch den drohenden Verlust des Aufstellungsortes, sei
es allein schon durch den schrecklichen Zustand, in dem sich gerade die
Wagen befanden, die Jahre der Freiabstellung hinter sich hatten.
Und
dementsprechend haben wir Enthusiasten der ersten Stunde ab 1987 auch
punkto Wagenerwerb zugeschlagen:
IV.
Die Fahrzeugsammlung in der Übersicht:
Personentriebwagen:
HR 6154 (ex H1
2237): wurde schwer witterungsgeschädigt vom Grazer Tramwaymuseum
übernommen
KH 6365 (ex H2
2276): wurde einem Privatmann abgekauft und aus dem Safaripark
Gänserndorf
in leidlichem Zustand geborgen
KH 6377 (ex K 2307): siehe oben. Wurde von einem Schulareal in Litschau
schwerst beschädigt
und grob inkomplett geborgen
KH 6378 (ex K 2311): siehe unten. Wurde von einem Spielplatz in
Hirtenberg schwer beschädigt,
aber weitgehend komplett übernommen
K 2426: siehe oben: wurde in geringerem Ausmaß beschädigt von einer
Privatperson gekauft
L1
2625: wurde in vergleichsweise GUTEM Zustand von einer Privatperson
gekauft
Von einer
Privatperson aus unserem Verein erworbene NICHT direkt museumsrelevante
Fahrzeuge:
M 4113, MH 6308 (ex
M 4142), letzterer als Tauschobjekt für den sz3
7222 (ex k3
1622) aus dem Motorradmuseum Eggenburg (siehe unten)
L 510, 524, 569, letzerer aus Tauschobjekt für den in Pöggstall
aufgestellten m3
5325
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Personenbeiwagen:
sz1
7166 (ex d2
5085): vom Grazer Tramwaymuseum erworben
sz3
7204 (ex k3
1604): von den Verkehrsbetrieben erworben
sz3
7213 (ex k3
1613): vom Amsterdamer
Museumsverein erworben
sz3
7222 (ex k3
1622): vom Motorradmuseum Eggenburg erworben (siehe oben),
Diese vier Wagen hatten als Salzwagen überlebt. Der Zustand war
entsprechend: Salz, Rost und Dreck auf nahezu jedem cm2!
Von einer
Privatperson aus unserem Verein erworbene NICHT museumsrelevante
Fahrzeuge:
l 1711, 1758, l3
1896
m3
5325: aus Pöggstall erworben (siehe oben)
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Bild oben: Der
unter Verlust seiner Inneneinrichtung zum Salzwagen umgebaute ehemalige
Personenbeiwagen sz3
7204 im Wintereinsatz
1986/87.
Im Sommer 1987 haben wir den Wagen übernommen.
Arbeitstriebwagen:
SP 6010,
6014, 6045
SS 6051
KO 6131 und 6132
GP 6418
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Bild: Sommer 1987, Schrottplatz der Firma
Eltschka.
Stolz stehe ich auf einem meiner neuen Schätze, dem Schienenschleifwagen
6051.
Foto: DI Clifford Obermaier
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Arbeitsbeiwagen:
gm 7064,
7066, 7069
kt: 7132
ko1:
7504
ko3:
7517
st: 7119 und 7120
kl: 7531, 7532, 7533
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Bild oben: ko1
7504 mit den beiden st beladen steht - nach dem Erwerb durch uns -
sicher
unter Dach abgestellt.
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Wir haben also
nicht gekleckert sondern geklotzt, was den Fahrzeugerwerb betrifft.
Etliche Fahrzeuge haben wir dann – immer kostenlos! - an neue Eigentümer
abgegeben, die sie zwischenzeitlich ihrerseits schon vielfach
restauriert haben.
V. Fahrzeugtransporte
Zu Beginn haben wir diverse Firmen mit den
Transporten beauftragt, u.a. die ÖBB, die Firma Prangl, die
Firma TOMAN und die Firma Schwerlast. Vor allem haben wir aber
in den ersten Jahren auf den Straßenroller der Mariazeller
Museumstramway zurückgreifen dürfen. Herzlichen Dank an Alfred
Fleissner senior noch dreißig und mehr Jahre danach!
Anfang der
90er-Jahre machten wir dann Nägel mit Köpfen. Wir kauften den
Mariazellern den Roller ab und erwarben eine ausgeschiedene
SAURER-Zugmaschine des KWD-Liesing, Baujahr 1958. Beide Fahrzeuge wurden
nach einer gründlichen Überarbeitung samt Überprüfung angemeldet und
leisteten uns gute Dienste. In Hinkunft konnten wir unsere Transporte
also in Eigenregie durchführen.
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Bild oben: Herbst 2001. Eben hat unser Gespann den
H1
2237 aus der Zentralwerkstätte heimgeholt.
Die Abladung steht bevor.
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VI. Fahrzeugrestaurierungen
Da ist man
nun auf einmal Fahrzeugbesitzer. Genau genommen: mehr oder weniger
„Wrackbesitzer“. Die vierrädrigen Lieblinge sind teilweise inkomplett
und weisen außerdem erhebliche Witterungsschäden auf.
Nun hatten wir zwar einige ganz passable Heimwerker in
unseren Reihen, für die nunmehr notwendigen Arbeiten würden aber Profis
notwendig sein, das war klar.
Die
Basisanforderungen für den Restaurierungsbeginn in der Halle waren nun:
+ Im Gebäude
musste eine Werkstatt mit den nötigen Werkzeugen eingerichtet werden
+ Die notwendigen Ersatzteile mussten beschafft werden: was das eigene
Ersatzteillager nicht hergab, musste angekauft, im Extremfall sogar neu
angefertigt werden
+ Die technischen Unterlagen mussten beschafft werden: Wagenzeichnungen,
Regelblätter, etc. – siehe: „Archiv“
+ Es mussten wirkliche Profis gefunden und für unsere Arbeiten gewonnen
werden
Damit könnten
dann alle Arbeiten durchgeführt werden, die in unserer Halle möglich
waren. Das waren nahezu sämtliche Sanierungsarbeiten an den Wagenkästen
(+ Dächer und Innenräume).
Das Glück war uns hold: Mit Herrn Eduard Dvorak, Herren Eduard Adamek
(später auch sein Sohn Eduard jun.) und Robert Koll fanden wir
erstklassige Experten, die allesamt über Werkstatterfahrungen bei der
Wiener Straßenbahn verfügten. Dvorak und Adamek erledigten in
bewundernswerter Weise sämtliche Holzarbeiten, Adamek junior und Koll in
gleicher Weise die Schlosserarbeiten.
Die Arbeiten wurden unter genauer
Beachtung der Wagenzeichnungen
und der Materialtreue (Vorgabe der
einzelnen Holzsorten, etc.) durchgeführt, wobei kleinste Details
Beachtung fanden. Herr Koll fertigte so z.B. die am H1
nicht mehr vorhandenen Dachaufstiege gemäß der vorhandenen Zeichnung neu
an.
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Bild: Arbeit in unserer Halle: Herr Dvorak (links) und Herr Adamek bei
der Neuverblechung unseres 2237.
Die Neuherstellung einer seitlichen Rundwand erfordert erhebliches
Können.
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Die
weitergehenden Anforderungen zur Fertigstellung:
Unser ehrgeiziges
Ziel, aus den Wracks VOLLKOMMEN sanierte und damit FAHRBEREITE Fahrzeuge
zu schaffen, konnte in unserer Halle natürlich nicht zur Gänze erreicht
werden. Hier gelang uns ein großer Durchbruch. SR DI Josef Michlmayr
(damals Gruppenleiter der Zentralwerkstätte in Simmering) gestattete es
uns, die in der Halle teilsanierten Wagen zur Endfertigung in die
damalige Zentralwerkstätte (heute Hauptwerkstätte) zu bringen.
Dort wurden dann
die Fertigstellungsarbeiten in Lohnarbeit durchgeführt:
o Ausbinden
der Triebsätze und vollkommene Sanierung derselben, teilweise sogar mit
Motortausch
o komplette Untergestellrevision
o Verkabelungsarbeiten – teilweise Neuverkabelung
o Fertigstellungsarbeiten, technische Abnahme im Zuge von
(Brems-)Probefahrten
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Bild oben: In der
Zentralwerkstätte: bei 6132 sind die USL323-Triebsätze bereits
ausgebunden.
So kann das Untergestell optimal revidiert werden.
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Auf
diese Weise wurden zwischen 1990 und 2005 folgende Wagen komplett
restauriert:
x H1
2237
x K 2311
x K 2426
x SP 6045
x SS 6051
x KO 6132
x k3
neu 1613
x k3
neu 1622
Die Fahrzeuge wurden uns (mit
Ausnahme des k3
1622, der aus organisatorischen Gründen in unserer Halle fertiggestellt
werden musste)
mit entsprechenden „Wü“-Pickerln sowie Messkarten nach durchgeführter
Abnahmefahrt überprüft übergeben.
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Bild unten: Diese W240-Triebsätze
gehören zu unserem SP 6045
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Teilrestauriert
(gemäß Erfordernis) wurde L1
2625.
Was
geschah mit den von uns NICHT (im Fall des L1
2625)
vollständig restaurierten Wagen?
KH
6365 (ex H2
2276): kam 2008 nach Braila (Rumänien) und wurde dort restauriert. Er
dient dem dortigen Verkehrsbetrieb heute als Nostalgiewagen.
KH 6377 (ex K 2307): siehe
oben. Wurde Anfang der 2000er-Jahre von der Mariazeller Museumstramway
übernommen und wunderbar in Zustand von 1927 rückversetzt.
L1
2625: kam 2005 nach Wehmingen (bei Hannover) zum Hannover’schen
Strassenbahnmuseum (HSM). Wurde dort mittlerweile aufgearbeitet und ist
häufig fahrend im Einsatz.
sz3
7204 (ex k3
1604): kam 2006 zum HSM, wurde dort bereits teilrestauriert
m3
5325: kam 2006 zum HSM, ist mittlerweile bereits restauriert und wird im
Fahrbetrieb eingesetzt
SP 6010: kam über die
Vermittlung der Mariazeller Museumstramway nach Osteuropa
SP 6014: befindet sich heute im
Rekonstruktionszentrum Traiskirchen des WTM
KO
6131: kam 2006 zum HSM
GP 6418: befindet sich
heute im Rekonstruktionszentrum Traiskirchen des WTM
gm 7064: ist heute bei der
Amsterdamer Museumstramway (gemeinsam mit 6011 und 7053) und wurde dort
hervorragend aufgearbeitet
gm 7066: kam nach
Frankreich (Generatorwagen für M 4098): Verbleib: ?
gm 7069: wurde von Ing.
Rietsch übernommen: Verbleib: ?
kt 7132: heute
Museumstramway Mariazell
ko1
7504: kam 2006 zum HSM
ko3
7517: Verbleib: ?
st: 7119 und 7120: kamen
2006 zum HSM
kl: 7531, 7532, 7533 – heute
alle Museumstramway Mariazell
Als ein Beispiel für eine gelungene
Sanierung behandeln wir hier den
K 2311
Eine
Kurzvorstellung des Fahrzeuges:
Baufirma: Waggonfabrik Stauding
Kollaudierung: 04. 01. 1913
Motoren: D78w, 05. 1927: D 612, 02. 1929: BBF 75
Fahrschalter: B 54v, 07. 1928: FBv
RF (Rechtsfahr-)Umbau: Waggonfabri Simmering: 07.
1928
Neukasten ohne Elindosen und Schienenbremsen: Hauptwerkstätte
Rudolfsheim: 04. 1953
Elindosen- und Schienenbremseneinbau: Gräf&Stift: 08. 1958
Umzeichnung in KH 6378: 31. 03. 1972
Skartierung: 11. 02. 1974, danach Verkauf nach Hirtenberg, um auf einem
Spielplatz als Spielgerät aufgestellt zu werden.
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Zu Beginn
gleich einmal ein Foto aus der Betriebszeit des Wagens. 1. November
1961,
Zentralfriedhof. der 2311 ist als verlängerter 46er unterwegs.
Foto: Alfred Rosenkranz
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Bedeutung für
die Sammlung des Mödlinger Stadtverkehrsmuseums:
2311 war als einer der Stammwagen des Bahnhofes Breitensee in den
50er-Jahren oftmals Sonn- und Feiertagsaushelfer auf Linie 360. Als
K-Wagen in Neukastenversion ist er ein wichtiges Fahrzeug in unserer
Sammlung.
Wir
schreiben Anfang Jänner 1988: Der Verein „MStM“ ist ein halbes
Jahr alt. Es ist die Zeit, in der wir alle paar Wochen voller
Elan irgendein neues Fahrzeug erwerben. Und nun Hirtenberg: dort
soll sich seit vielen Jahren auf einem Spielplatz der K-
Triebwagen 2311 (noch nummeriert als Hilfswagen KH 6378)
befinden. In den 70er-Jahren (teilweise auch noch in den 80ern)
war es Mode, ausgediente Straßenbahnwagen auf Spielplätze zu
stellen, um sie dort in der Regel mehr oder minder verrotten zu
lassen. Gesagt, getan - hinein ins Auto und wirklich, kurz nach
der Ortseinfahrt ist rechter Hand ein Kinderspielplatz, der
übrigens heute längst verbaut ist. Zwischen diversen
Spielgeräten steht tatsächlich das neue Objekt unserer Begierde.
Ein erster Blick: Gott sei Dank ist das Fahrzeug ziemlich
komplett, Motoren, Schienenbremsen und sämtliche Dachaufbauten
sind noch vorhanden (das ist für Spielplatzwagen keineswegs
selbstverständlich!). „Komplett“ ist für solch einen Waggon
natürlich ein relativer Begriff, denn natgürlich fehlen
ungezählte kleinere Teile. Vieles ist zu sehen, was uns jedoch,
„grün“ wie wir sind, nicht auffällt: eine rissige, teilweise in
Fetzen herunterhängende Segeltuchdachhaut, viele Faulstellen am
Holz, besonders im Dach- und Vorbaukranzbereich der Plattformen
und ein verdächtig gebuckeltes, sichtlich feuchtes Innendach.
Als mich ein Vereinskollege fragt, wieviel man in das Fahrzeug
wohl werde investieren müssen, bis es wieder wie neu sei, sage
ich, meiner eigenen Wichtigkeit und Erfahrung wohl bewußt: „Na
ja, mit fünfzigtausend Schilling müssen wir schon rechnen!“ Wenn
ich heute - 33 Jahre später und gezeichnet von 18 Jahren
Sanierungserfahrung – an diese tiefschürfende Kostenanalyse von
1988 denke, muß ich über meine grenzenlose Naivität von damals
lachen!
Nach einigen Querelen mit der
Gemeinde Hirtenberg gelingt uns der Erwerb. Ende Mai 1988 können
wir den „Neuling“ in unsere Halle in die Tamussinostraße
bringen. Dort haust noch der Wirtschaftshof, sodass wir 6378
zwischen den noch unrestaurierten
K 2426, unsere Ersatzteile und das
Gerümpel des Wirtschaftshofes regelrecht hineinzwängen müssen.
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1986: Winteraufnahme des Wagens auf dem Spielplatz in Hirtenberg
Foto: Horst Christian
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Dass das
„Hineinzwängen“ wörtlich zu nehmen war, zeigt dieses Bild aus dem Sommer
1988 anschaulich. Erst im nächsten Jahr sollte der Wirtschaftshof samt
seinem Gerümpel die Halle räumen.
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Foto:
Ing. Eugen Chasteler.
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Noch keine Rede ist von irgendwelchen
Sanierungsleistungen, wir machen uns lediglich daran, den
frisch erworbenen Schatz einmal einer
näheren Inspektion zu unterziehen. Für die Entfernung
erheblicher Teile der Dach- und Vorbaukränze brauchen wir
keinerlei Spezialwerkzeug, da genügen Kaffeelöffel (siehe Bild
rechts).
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Bild: Der Dachkranz einer Plattform vor Beginn der
Sanierung.
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Der Innenraum
stellt sich bei näherer Untersuchung als ziemlich verrottet heraus, eine
Sitzbank wurde regelrecht aus der Verankerung gerissen.
Alles in allem – ein Wrack. Noch Jahre später sollte einer unserer
Tischler sagen: „2311 ? – Benzin
drauf und anzünden!“. Und das, nachdem wir bereits einige Wagen
restauriert hatten!
In den 90er-Jahren
kommen unsere ersten Sanierungserfolge. Ende 1992 mache ich den
Tischlern den Vorschlag, 1993 mit der Aufarbeitung des 2311 zu beginnen.
Doch die lehnen das als zu großes Unterfangen ab, sodass KO 6132 in
Angriff genommen wird. 1993 erwerben wir mit dem HR 6154 (ex H1
2237) den ersten und vermutlich einzigen Wiener Laternendachtriebwagen
unserer Sammlung, doch ist der in ähnlichem Zustand wie der 2311. Nun
machen sich die Herren jedoch voller Elan an die Rekonstruktion des
neuen Gefährtes, die über weite Strecken einem Kastenneubau gleichkommt.
Im Juni 2001 kann der 2237 fertig restauriert in der ZW der Wiener
Linien in Betrieb genommen werden. Mit dieser Großrekonstruktion ist der
Bann sozusagen gebrochen und nach zwei erfolgreichen Beiwagensanierungen
(1613 und 1622) erklären sich die Herren Ende August 2000 bereit, mit
dem „großen Brocken“ 2311 zu beginnen. Unser Tischler Eduard Dvorak
befindet sich zu dieser Zeit im 76. Lebensjahr. Drei Jahr lang wird er
nun sein Lebenswerk krönen!
Schon bald
nach Beginn der Arbeiten wird klar, dass diese Rekonstruktion noch
wesentlich aufwendiger sein würde, als die des H1
2237.
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Bild oben: Zu
Beginn der Sanierung war das angefaulte Holz zu entfernen
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Eine
Kastenecksäule ist ebenso zu tauschen, wie die kompletten
Vorbau- und Dachkränze und das gesamte äußere Waggondach. Im
weiteren sind neu anzufertigen: Plattformfußböden, sämtliche
inneren Schalungshölzer, alle großen Holzfenster, alle Sitze,
das Innendach, sowie die gesamte Verblechung, etc..Eine neue
Segeltuchdachhaut wird natürlich auch aufgebracht werden, und
die hölzernen Dachaufbauten müssen sämtlich erneuert werden.
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Bild unten: Die
Reparatur ist in vollem Gange


Bild oben: Montage
der Dachaufbauten. (Fahrz15b)
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Die gesamte
Verglasung wird durch Sicherheitsglas ersetzt. Von den 12 Klapp- und 2
Blindtüren bleiben nur Gerippe über, die dann natürlich mit neuen
Elementen komplettiert werden müssen.
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Bild des Innenraumes während der Aufarbeitung.
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Selbstverständlich muss auch alles Fehlende und Defekte
(wie u.a. Schienenbrems- und Winkerschalter) am Fahrzeug ersetzt werden,
was uns dank unseres gut sortierten Ersatzteillagers möglich ist. In
weiten Bereichen muss
2311 natürlich auch neu verkabelt
werden. Diese Arbeiten füllen die Jahre 2000 bis 2003 aus.
Am 8.
November 2003 kann 2311 zur Fertigstellung in die
Zentralwerkstätte der Wiener Linien überstellt werden.
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B ild oben: Diese
demontierten Teile kommen zur Aufarbeitung
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Dort wird – wie das bisher bei
allen unseren sanierten Wagen geschehen ist – der gesamte
Untergestellbereich einer gründlichen Revision unterzogen
werden. Arbeiten dieser Art sind in unserer Halle nicht
durchführbar, deswegen sind wir der ZW für ihr Entgegenkommen
sehr dankbar.
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Bild vom 8. November 2003: Bereit zum Transport in die Zentralwerkstätte
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Die Befundung ergibt, dass 2311
nicht nur punkto Wagenkasten ein Wrack war, sondern auch schwere
Schäden im Untergestellbereich vorhanden sind. Bei einem der
Motorzahnräder sind die Zacken auf Briefpapierdicke (!)
zusammengeschliffen, Schäden gibt es an quasi allen Lagern, an
den Schienenbremshobeln, und sogar die Ringe für die
Kastentragfedern sind defekt und müssen getauscht werden. Es ist
für das heutige „Leben“ des 2311 äußerst günstig, dass ich das
vorher nicht gewusst habe.
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Bilder:
Der Innenraum: links bei Übernahme 1988,
rechts nach der Restaurierung 2005.
Foto: Horst Christian
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November 2005:
Mit den VEF-Beiwagen im Dreiwagenzug
Am 8. November 2005
kann der Wagen in der Zentralwerkstätte der Wiener Linien fahrbereit
präsentiert werden. Zu Gast ist bei dieser kleinen Feier der VEF, der
mit dem Dreiwagenzug 2447-1627-1630 in die ZW kommt. Die eigenen k3
1613 und 1622 aus Mödling zu bringen, war für uns aus Kostengründen
leider keine Option. Aber auch so ist es ein Supertag, an dem sich 2311
auch im Dreiwagenzug bewähren darf, und die Kameras rauchen, so viele
Bilder werden geschossen.
Ich möchte diesen
Bericht nicht beschließen, ohne den Herrn Adamek senior und junior,
Herrn Springer, Herrn Koll sowie den zuständigen Mitarbeitern der ZW der
Wiener Linien für ihre gute Arbeit herzlich gedankt zu haben! Unser
großartige Tischler, Herr Eduard Dvorak, hat dieses
Event
leider nicht mehr erleben dürfen. Er ist einige Monate vorher völlig
unerwartet gestorben!
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