
I. Vorgeschichte zur Gründung des
Vereins MStM
I.1. Vorgeschichte von Seiten Mödlings
Die lokalen
historischen Verkehrsmittel sind seit jeher fest im Bewusstsein
der Mödlinger Bevölkerung verankert. Und so gab es schon bald
nach dem Ende des 360ers erste
Bestrebungen,
der schon bald legendären Straßenbahnlinie
in irgendeiner Form zu
gedenken. Anfang der
70er-Jahre wollten Mödlinger Politiker eine 360er-Garnitur
(Trieb- und Beiwagen) erwerben und irgendwo in Mödling zur
Aufstellung bringen, was aus heute nicht mehr zu eruierenden
Gründen jedoch nicht zustande gekommen ist. In diversen
Faschingsumzügen konnten in den Jahren darauf immer wieder
360er-artige Gebilde gesehen werden, ab dem Jahr 1983 sogar ein
von den WVB gekaufter achtfenstriger Beiwagen (sz3 7219 ex k3
1619), der mit Triebwagenelementen (Bügel, Dachsignalen)
versehen wurde.
Ein
Schlüsseljahr für die spätere Entstehung eines Mödlinger
Verkehrsmuseums war 1982:
in einer Schottergrube nahe Himberg konnte der Wagenkasten des
Ursprungsbeiwagens 14 der
Hinterbrühler Elektrischen gefunden und in weiterer Folge auch
gerettet werden.
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Bild oben:
So wurde der 14er-Kasten in in der Schottergrube aufgefunden
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1983 jährte sich der Geburtstag der
Hinterbrühler Elektrischen zum hundertstenmal. Aus diesem Anlass
veranstaltete das Mödlinger Bezirksmuseum eine Gedenkausstellung, der ein
außerordentlich großer Erfolg beschieden war.
Prof. H.R. Figlhuber, der
auch an der Gestaltung der Schau maßgeblich beteiligt war,
verfasste (zusammen mit
Manfred Hohn und
Dieter
Stanfl) damals ein Buch über
die elektrische Bahn. Es mehrten sich damals die Stimmen für die
Gründung eines eigenen Mödlinger
„Nahverkehrsmuseums“. Einer
der eifrigsten Verfechter dieser Idee war der damalige
Bürgermeister und spätere Stadtrat
Werner Burg.
Mitte der 80er-Jahre konnten weitere Schritte in
Richtung zukünftiges Verkehrsmuseum gesetzt werden. Werner Burg gelang
es, die ehemalige große Wagenhalle der längst eingestellten elektrischen
Bahn an der Tamussino-Straße
vor dem im Zuge der Errichtung der Park
&
Ride-Anlage
drohenden Abbruch zu bewahren. Allerdings machte sich dort zunächst der
örtliche Wirtschaftshof breit. Als Kompromiss war für die
Museumsräumlichkeiten nur die hintere Hallenhälfte vorgesehen.
Außerdem kam zum 14er-Wagenkasten ein weiteres
Exponat hinzu: ein Gräf&Stift- Bus des KWD-Mödling, der als
Schleppbus seine „normale“ Lebensdauer deutlich
überschritten hatte. Die Mödlinger Bürgergarde besaß
außerdem bereits seit 1982 einen zum
Schluss als Salzbeiwagen verwendeten Personenwagen. Wiewohl
dieses Fahrzeug vorwiegend für die Nutzung im Fasching
beschafft worden war, stand einer zwischenzeitlichen
Verwendung als Museumsfahrzeug im Grunde nichts im Wege.
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Bild
unten:
Die Halle Anfang der 80er-Jahre.
Bild: Michael Weininger

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I.2.
Ohne eigenen Betreiberverein geht in der Sache nichts!
Die
Situation war Anfang 1987 also folgende:
Der
prinzipielle Wille zum Aufbau eines Nahverkehrsmuseums war vorhanden!
Man verfügte
über eine
geeignete Räumlichkeit,
auch wenn sich diese noch im Eigentum der ÖBB befand und
zwischenzeitlich zur Gänze vom Mödlinger Wirtschaftshof genutzt wurde.
Und man verfügte über
drei Fahrzeuge,
allesamt in ausgedehntestem Maß restaurierungsbedürftig.
Einige
einschlägige Exponate
des Bezirksmuseums waren auch noch vorhanden.
Es
war nun eine Frage, die im Raum stand:
Wer sollte das zukünftige Museum eigentlich betreiben ?
Das Bezirksmuseum,
soviel war klar, war nicht in der Lage, zu all seinen Aufgabenbereichen,
die ja schließlich von Steinzeitfunden bis zur Sammlung des Anatomen
Hyrtl reichen, auch noch den Aufbau und späteren Betrieb eines eigenen
Nahverkehrsmuseums zu organisieren und letztendlich auch zu finanzieren.
Wer hätte etwa ein Fahrzeug restaurieren sollen? Wer vom
Bezirksmuseumsverein würde – unter anderem - über genügend know-how,
genügend Verbindungen und genügend Ersatzteile verfügen, um überhaupt
eine einigermaßen erfolgversprechende Tätigkeit entfalten zu können?
Die
geschilderte Situation ergab einen geradezu zwingend logischen Schluss:
Ohne
eigenen Betreiberverein war die Realisierung des
Projektes nicht
denkbar!
I.3. Straßenbahnfreunde finden sich
zusammen!
Die
Gruppe bestand aus folgenden Mitgliedern, den „Aktivisten der ersten
Stunde“:
Ing.
Eugen Chasteler: ursprünglich
kein eigentlicher Tramwayfreund, betreute er doch den Faschingswagen
„2340“ (k3 1619) mit großer Sorgfalt. Darüber hinaus war er
heimatkundlich sehr interessiert und besaß eine schöne
Ansichtskartensammlung. Später war er für unseren Verein bis zu seinem
frühen Ableben 2014 als Kassier und Schriftführer tätig.
Ing.
Josef Dakura: arbeitete im
Konstruktionsbüro der Wiener Verkehrsbetriebe und war seit jeher von dem
Gedanken beseelt, von ihm als wertvoll Empfundenes „Altes“ zu retten
(seine Frau teilte derlei Empfindungen NIE!). In seinem Bereich waren
das tausende von nicht mehr benötigten Wagenzeichnungen des
Konstruktionsbüros, die ohne ihn unweigerlich entsorgt worden wären, Mit
großer Hingabe und unter beträchtlichem Einsatz seiner finanziellen
Mittel rettete er später auch viele Waggons vor der Verschrottung. Es
ist alleine ihm zu verdanken, dass wir und einige andere
Fahrzeugbesitzer unsere Waggons später exakt nach den
Originalzeichnungen restaurieren können/konnten.
Prof.
Hellmuth R. Figlhuber: konnte
man mit Fug und Recht als Lokalhistoriker bezeichnen. Für seine diversen
Bücher über regionale Bahnen wird er 1998 von Landeshauptmann Erwin
Pröll zum Professor h.c. ernannt werden. 2008 ist er leider verstorben.
Prof. Heinz Fink:
war einschlägiger Modellbauer im Maßstab 1:25 und wird später ebenfalls
viele Bücher über Wiener Strassenbahnlinien veröffentlichen. Für sein
vielfältiges Wirken wird
er 1999 von Bürgermeister Michael Häupl den Professorentitel h.c.
erhalten. Er ist 2013 verstorben.
Gerd K. H.:
Ihn habe ich am Schrottplatz der Firma Eltschka in Wien 3,
Franzosengraben, kennengelernt, wo er, wie ich, sehr eifrig beim Sammeln
von Tramwayteilen war. Von Beruf war er Computertechniker. Der
Nixdorf-PC, auf dem wir 1988 „Wege
nach Mödling“ schreiben sollten, wäre
heute wohl Star jedes einschlägigen Museums. Leider wird er uns schon
1991 im Unfrieden verlassen, weshalb ich seinen vollen Namen hier nicht
nenne, denn ich kann nicht wissen, ob ihm das recht wäre.
DI
Clifford Obermaier: war
dabei, als mein erster Wagen im Mai 1987 am Schrottplatz abgeladen
wurde. Später wird er sich vor allem bei den vielen Transporten unserer
Waggons verdient machen. KEIN Tramwayenthusiast, jedoch Technikfreak.
Dr.
Peter Standenat: meine
Wenigkeit, Straßenbahnenthusiast mit Bauchweh.
Ich habe gerade zwei Straßenbahnwagen gekauft, OHNE zu wissen, wo ich
sie längerfristig sicher abstellen kann!
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I.4. Erste Kontaktaufnahme und die
positiven Folgen
Im Spätsommer
des Jahres 1987 nahm ich im Namen der oben genannten Gruppe Kontakt mit
Altbürgermeister
Werner
Burg und in weiterer Folge auch mit dem
damaligen Bürgermeister
Harald
Lowatschek auf.
Die
Idee zur Kontaktaufnahme hatte Heinz Fink. Er hatte davon Wind bekommen,
dass Werner Burg in Mödling ein „Nahverkehrsmuseum“
in der alten Hinterbrühler Remise einrichten will. Ich traf Werner Burg
beim Heurigen und wir hatten ein wunderbar konstruktives Gespräch. Ich
berichtete ihn von meiner Sorge bezüglich meines frisch erworbenen
K-Triebwagens 2426, der als „Altlast“ noch illegal am Wiener Netz stand.
Kurz nach dem Erwerb hatte er schon den Marschbefehl seitens der Wiener
Verkehrsbetriebe bekommen („Wurscht wohin, nur weg, aber das schnell!“).
Als Burg hörte, dass es sich
nachweislich um einen „echten“ 360er handelte, versprach er,
sich für einen Standplatz in der genannten Halle, die ja
damals noch vom Mödlinger Wirtschaftshof genutzt wurde
(siehe oben), einzusetzen. Auch ein Gespräch mit Harald
Lowatschek verlief in der Folge sehr erfolgreich und so
durfte mein K im November 1987 als erstes Fahrzeug in die
Hinterbrühler Halle. Freudentränen darob
seitens des damaligen Chefs des Mödlinger Wirtschaftshofes
sind NICHT überliefert! Weitere Fahrzeuge (siehe das
einschlägige Kapitel) konnten auf dem Gelände der späteren
Müllumladestation zwischengelagert werden.
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Bild oben: Das Freigelände des Bahnhofes
Simmering, 26. September 1986.
Der Wagen mit der grünen Plane ist der K 2426,
den ich ein Jahr später in dem gezeigten Zustand erwerben sollte
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II.
Die Vereinsgründung
Im
Juni 1988 konnte der Verein „Mödlinger Stadtverkehrsmuseum“
stilecht im „Gasthaus
zum 360er“ (Ecke
Enzersdorferstrasse/Grenzgasse) aus der Taufe gehoben werden.
Von Mödlinger Seite waren die Stadträte Burg und Burger
Proponenten, außerdem waren die Lokalhistoriker Maierhofer und
Waldner mit von der Partie.
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Bild oben:
Das Gebäude, an dem schon die Dampftramway und dann der 360er
vorübergefahren waren, wurde leider in den 2000er-Jahren ein Opfer der
Spitzhacke.
Auf
dem Bild, aufgenommen von Ing. Erich
Krenn im Herbst 1967,
sehen wir das Gasthaus (es hieß damals noch nicht „zum 360er“) rechts im
Bild.
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III.
Die Ausgangslage
Der in mancherlei Hinsicht noch sehr
junge Betreiberverein stand nun einerseits einer gewissen
Erwartungshaltung, andererseits natürlich einer Reihe von
Schwierigkeiten gegenüber.
Das
nunmehrige definitive Anforderungsprofil:
Schaffung
der für eine erfolgreiche Arbeit nötigen
Infrastruktur
Logistik, know how,
Gewinnen von Experten, ...
Ständige
Erweiterung
der schon vor der Gründung des MStM bestehenden
privaten Archive
Schaffung des
Museumsfundus
Öffentlichkeitsarbeit:
Ausstellungen, Publikationen, ...
Erweiterung der
bereits bestehenden Fahrzeugsammlung
Aufnahme einer
erfolgreichen Restaurierungstätigkeit
Wahrlich keine Kleinigkeiten, die da vom neuen Verein gefordert
wurden und die er vor allem auch
von sich selber fordern musste!
Die
betrüblichen Startbedingungen des neuen Vereins:
Obgleich
dem neuen Verein Subventionen in Aussicht gestellt wurden, konnte es
doch von Anfang an gar keinen Zweifel daran geben, dass diese allein
n i e m a l s
ffür eine erfolgreiche Vereinsarbeit
ausreichen würden. Der neue Verein würde eine lange Zeit hindurch über
keinerlei regelmäßige Einkünfte verfügen. Erlöse aus gelegentlichen
Flohmarktverkäufen und ähnliches wären – gemessen an den ehrgeizigen
Vereinszielen – lediglich als Kleinstzugewinne zu bezeichnen. Und dass
ein Verein, den noch keiner kennt und der nur über Wracks verfügt, auch
von privaten Personen/Institutionen nicht in großem Stil gefördert
werden würde, war auch abzusehen.
Als
einzig gangbarer Weg zum erfolgreichen Aufbau eines Verkehrsmuseums
blieb eine wie folgt aussehende Kooperation zwischen diversen
öffentlichen Händen, dem Verein MStM als Rechtsform des Betreibers und
einzelnen Vereinsmitgliedern:
Die
Stadtgemeinde Mödling
erwirbt das Museumsgebäude von den ÖBB (1991), vermietet es an den
Verein mit Zweckbindung „Verkehrsmuseum““
und gibt eine jährliche Subvention.
Der Verein MStM:
stellt – auch mittels der Subventionen - die Infrastruktur bereit und
besitzt einzelne Fahrzeuge, die er auch zu unterhalten hat.
Einzelne
Vereinsmitglieder:
besitzen Museumsfahrzeuge privat, die sie dem Verein für
Ausstellungszwecke zur Verfügung stellen. Anfallende Kosten wie
Anschaffung, diverse Transporte,
sowie Restaurierung gehen
ausschließlich zu Lasten dieser Privateigentümer.
Man kann nun
darüber diskutieren, ob diese Lösung ideal war oder nicht, jedenfalls
war sie die für uns einzig denkmögliche und Erfolg versprechende. Manch
guter Ratgeber war in den vergangenen Jahrzehnten um prahlerische
Ratschläge nicht verlegen, zu denen betrüblicherweise jedoch in keinem
Fall praktikable Durchführungsideen mitgeliefert werden konnten!
IV. Die Leistungen des Vereins in den
vergangenen Jahrzehnten
Über 33 Jahre ist der
Verein nun schon alt. Es wäre aber müßig zu analysieren, welche
Leistungen von Einzelpersonen für den Verein und welche vom
Verein selbst erbracht wurden.
Die Sanierung
der Halle wurde natürlich von der
Stadtgemeinde durchgeführt, die hätten wir alleine schon finanziell
niemals hinbekommen. Dafür und für die andere Unterstützung sind wir den
Mödlinger PolitikerInnen (UND SteuerzahlerInnen!) sehr dankbar.
Aber ansonsten können wir, so glaube ich, auf das von uns Erreichte
stolz sein. Das „Museum“, auf das wir Jahrzehnte beharrlich
hingearbeitet haben, gibt es heute. Es finden sich darin restaurierte
Waggons, und auch sonst Vieles, was zu einem Museum gehört. Und wir
haben einiges zur Dokumentation des historischen Mödlinger Nahverkehrs
beigetragen.
So haben wir diverse Publikationen herausgegeben und einige
Ausstellungen gestaltet. Auch unsere einschlägigen
Archive sind in über die Jahrzehnte in einer Weise gewachsen, dass sie
keinerlei Vergleiche scheuen müssen.
Vieles ist gelungen,
alles leider nicht. Wenn man mit privatem Geld arbeitet, kommt
unweigerlich einmal der Punkt, an dem heißt
es: „Hier geht es nicht mehr
weiter“. Das ist schade, aber nicht zu ändern. Vielleicht bietet
diesbezüglich die Zukunft einmal die eine oder andere neue Chance!
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Blick in den vorderen Teil des Museums.
Bevor wir –zig Gesichter verpixeln müssen, zeigen wir euch die Waggons
lieber ohne Besucher.
Das ist unsere Zeit!
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V. Der Vereinsvorstand, Stand Oktober
2021:
Obmann:
Dr. Peter Standenat
Vize und
Schriftführer: Ing. Josef Dakura
Kassier: Ing.
Christian Tuscher
Werkstättenleitung:
Robert Koll
Beisitzer: Werner
Burg, DI Wolfgang Simetsberger
Mitglieder:
Es gibt eine Anzahl von Mitgliedern, passive und
solche, die für den Verein wertvollste Arbeit leisten!
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